Vor ein paar Tagen habe ich dieses schön gemachte Video gefunden, mir aber nicht viel mehr dabei gedacht, als das dieser Karton aus mehreren Gründen nicht ganz optimal ist. Aus fertigungstechnischer Sicht ebenso, wie die Sache mit dem nicht gesicherten Verschluss…
Nun, wenige Tage später stelle ich fest, dass diverse Blogs über diese Verpackung berichten, unter anderem ubergizmo, das über die neuesten Technik- Trend, Gadgets und Hypes berichtet. Ich musste nochmal darüber nachdenken:
Wie kann es sein, dass über eine Wellpapp- Verpackung, wie sie in dieser Art wahrscheinlich schon hundertfach in den Design- Centern etablierter Verpackungskonzerne steht, auf einmal in dieser viralen Art und u.a. mit dem Titel „Die Wellpapp- Verpackung der Zukunft“ berichtet wird?
Auf rein rationalem Urteilvermögen können diese Berichte nicht fussen und gerade deshalb ist es sehr interessant. Da sind also zwei Studenten, die mit einer Verpackung versuchen, die heutigen Fragestellungen zu beantworten:
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[list type=“arrow“]
[li]Umweltfreundlichkeit[/li]
[li]Nachhaltigkeit[/li]
[li]Leichtes und schnelles Handling[/li]
[li]Wiederverwendbarkeit[/li]
[/list]
Das wirklich erfrischende an solchen Lösungen ist und bei dieser merkt man es besonders deutlich: Sie entstehen ohne „Scheuklappen“, d.h. von Menschen, die die verschiedenen vermeintlichen Zwänge der verschiedenen Wertschöpfungsketten nicht kennen.
Die Reaktion unserereiner, die täglich mit der Produktion von Verpackungen zu tun haben und das wird euch auch so gehen, wenn ihr den Film seht, ist: Sympathisch, aber nicht wirtschaftlich, weil…
Vielleicht sollten wir unser Urteil aber nicht allzu laut herausposaunen. Denn diese Studenten haben etwas geschafft, was anderen sehr schwer fällt: Sie haben Interesse geweckt und sich Gehör verschafft mit ihrer Lösung
Woran das liegt kann ich nicht abschließend beurteilen. Fakt ist, dass das Video sympathisch ist. Die Studenten kommen authentisch rüber – sie sind tatsächlich davon angetrieben, die besten Antworten auf obige Fragen zu finden. und man merkt Ihnen den Enthusiasmus und die Überzeugung für ihre Lösung an. Das alles ergibt eine gute Story, die wir gern hören, weshalb Blogs darüber berichten und das Video inzwischen über 3 Mio!!! Zugriffe verzeichnet.
Und das führt wahrscheinlich dazu, das besonders jüngere Leute, die sich mit Verpackungen beschäftigen und oder welche brauchen eher die Lösung dieser beiden „hippen“ Studenten im Kopf hat, oder zumindest diese Lösung u.a. auch bei der Suche im Internet schneller findet, als die marktgängigen Lösungen.
Von daher ist es zumindest im Bereich des Möglichen, das diese Lösung nicht wieder verschwindet, nur weil sie auf dem Bogen schlecht vernutzbar ist oder die Gefahr besteht, dass sich der Karton allein öffnet. Genauso denkbar ist, dass sich weitere schlaue Leute Gedanken machen, wie diese Probleme auch noch perfekt gelöst werden.
Und dann hätten wir wirklich eine Wellpapp- Verpackung der Zukunft – nämlich eine die tatsächlich nicht von den heutigen technischen Gegebenheiten her gedacht ist, sondern von den Wünschen und Erforderlichkeiten des Endkunden. Die Verpackung wird nicht den technischen Gegebenheiten angepasst, sondern die technischen Gegebenheiten werden der Lösung angepasst. Eine Lösung, wie sie die Verpackungsbranche selbst schwer erdenken und noch unwahrscheinlicher veröffentlichen würde.