Fast Company wählt Nike zur Most Innovative Company 2013

In vielen – ich würde eindeutig sagen zuvielen – Besprechungen und Präsentationen muss Apple als Beispiel herhalten, wenn es um Innovation oder besondere Marketingleistungen geht. Gerade im konservativen B2B- Bereich bekommt man dann oft zu hören, dass Apple mit der eigenen Firma überhaupt nicht vergleichbar ist. Umso mehr freut es mich, dass nun – im klassischen Sinn – ein Produzent von so einem banalen Artikel wie Turnschuhe – zur Most Innovative Company 2013 gewählt wurde. Von einem Magazin, dass ebenfalls eher in den hippen Märkten von StartUps, eCommerce und Gadgets zu Hause ist. Vor eben den üblichen Verdächtigen wie Amazon oder Apple.

 

One of my fears is being this big, slow, constipated, bureaucratic company that’s happy with its success.

Nike CEO Mark Parker

Wie schafft Nike, ein gestandenes Unternehmen, in einem umkämpften, aber doch nicht so neuem Markt, bahnbrechende Innovationen hervorzubringen, die laut FastCompany sogar Unternehmen, wie Amazon, Google oder Samsung in den Schatten stellen?

Die Essenz liegt für mich in zwei Sätzen des auch insgesamt sehr lesenswerten Artikels von Fast Company:

He (Mark Parker) actually loves that the group is „just mucking about and having fun,“ as he puts it. „Really cool stuff can come from the opportunity to test without constraints.“ And that, in sum, is innovation, Nike-style: a messy, exhausting process culled from myriad options and countless failures.

Ich bin der Meinung dass wirklich disruptive Innovationen nicht erzwungen und am Anfang auch nicht gesteuert werden können. Sie entstehen in einem Umfeld, dass der in vielen Unternehmen geforderten Ordnung und Planung schwer umzusetzen ist und durch Menschen, die Spass daran haben, Grenzen immer wieder auszuloten, Bekanntes aus verschiedenen Bereichen völlig neu zu kombinieren, Fehler zu machen, Querzudenken und sich auch einfach mal fernab von Zwängen bekloppten Gedanken hinzugeben.

Wenn es so ist, dann nutzt es nichts, wenn man von Innovation redet (wie es heute fast alle tun) und diese versucht mit seinen vorhandenen Restriktionen (organisation, Prozesse, Menschen, etc. die bisher alle gut funktioniert haben mögen) einfach mitzuerledigen.
Das Ergebnis davon sind keine wirklichen Innovationen, sondern evolutionäre Prozess- und Produktverbesserungen, die einen im besten Fall einen minimalen Vorsprung vor dem Wettbewerb geben, meist aber nur dafür sorgen, dass man weiter mitschwimmen kann.

Deshalb lautet die erste Regel für Innovation von Nike:

TO DISRUPT, YOU MUST GO ALL-IN

Es bedeutet, um wirklich entscheidende Innovationen hervorzubringen, sollte man sich nicht am Heute ausrichten. Nicht daran, welche Organisation man ist, wie man sein Geld verdient und welche Menschen man hat. Sondern auch hier muss von der Seite der Innovation her gedacht werden:

Was benötige ich nach bestem Wissen und Gewissen, um echte Innovation zu fördern?
Das Ergebnis wird sein, dass man vielleicht andere Menschen braucht, andere Strukturen und vor allem den Willen, das alles auch durchzusetzen, dahinterzustehen und eine Zeit lang gegenüber diversen Gruppen zu verteidigen.
Wer dann Schuld ist, wenn es schief geht ist klar 🙂 Das ist dann wohl mit ALL- IN gemeint.

Auch die dritte Nike- Regel gefällt mir sehr gut und ich habe darüber schon mehrfach geschrieben (z.B. hier):

DIRECT YOUR PARTNERS

Wie gesagt, stellt Nike Schuhe her und hat dort sein Know- How. Das FuelBand war etwas komplett Neues. Wie hat Nike sich gegenüber seinen Partnern (klassisch Lieferanten) verhalten? Sie hatten im Sinn, was sie haben wollten. Aber nicht als Produkt, sondern als Nutzen. Und genao so diffus formulierten sie auch ihre Aufgabe:

„You will never get good work out of anyone if you hand over a brief and go, ‚We have no clue what we want, but why don’t you just do it for us,‘

Das spricht mir wirklich sehr aus der Seele. Aus meiner eigenen Erfahrung, weiss ich, wie schwer es manchmal ist, wenn der Partner, bzw. Lieferant, eine genaue Produktspezifikation möchte, von einem Produkt, mit dem er sich eigentlich besser auskennen sollte als ich. Diese Problematik gibt es übrigens auch in sehr vielen StartUps, die zwar aus ihrer Sicht wissen, was sie wollen, der Lieferant es aber nicht versteht, bzw. nicht genau genug oder in seiner Sprache spezifiziert bekommt. Dass dadurch beide Parteien verlieren sollte im mittelfristigen Blick klar sein.
Lieferanten sind also nicht nur Produktlieferanten, manchmal auch Ideenlieferanten, sondern Innovationen entstehen gerade aus Partnerschaften, aus echten, offenen Netzwerken mit Lieferanten und Kunden.
Mich würde es freuen, wenn sich diese Sicht immer weiter rumspricht und es leichter ist auch mit „unqualifizierten“ Anfragen Angebote zu bekommen 🙂

In Zukunft wird es immer weniger Unternehmen geben, die alle Fähigkeiten, eine disruptive Innovation im Markt erfolgreich umzusetzen allein in sich selbst tragen. Stattdessen geht es darum die richtigen Menschen beim Kunden, im eigenen Unternehmen und bei den Lieferanten zu finden und dieses Netzwerk, als offenes, inspirierendes Netzwerk zu kultivieren.

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